Anwesen der Julia Felix

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Unterschiedliche Nutzung des Anwesens von Julia Felix
Stadtplan mit dem Anwesen der Julia Felix (rechts über dem Amphitheater)

Das Anwesen der Julia Felix, auch Besitz der Julia Felix[1][2] oder Praedia di Giulia Felice (italienisch) oder Praedia Iuliae Felicis (lateinisch: praedia, Anwesen), umfasst einen großen Gebäudekomplex und ein Grundstück an der Via dell’Abbondanza (Regio II, 4, 1-12) im antiken Pompeii[3] nicht weit vom Amphitheater.

Das Anwesen von Julia Felix nahm auf dem Höhepunkt ihrer Geschäftstätigkeit zwei Insulae ein. Nach dem Erdbeben im Jahr 62 n. Chr. baute Julia Felix um,[4] und das Grundstück umfasste eine kommerzielle Thermenanlage, Mietwohnungen, Speiseräume, Läden, einen großen Obstgarten und ein mittelgroßes Privathaus.[5][6][7]

Unklar ist die Abstammung[8] von Julia Felix und wie sie zu diesem Besitz kam. Es bleibt Spekulation, ob sie eine uneheliche Tochter von Spurius war oder ob sie von einem kaiserlichen Freigelassenen abstammte.[9][10] Durch die Vermietung ihrer Villa etablierte sie sich als Immobilienbesitzerin, Geschäftsfrau und Persönlichkeit des öffentlichen Lebens in Pompeji. Der Verkauf einer Immobilie wäre ihr nach damaliger Rechtslage verboten gewesen, hier ging es aber um deren Vermietung.[9]

Porticus und Garten

Das Haus von Julia Felix war eine Kombination aus Innen- und Außenbereichen, die um Atrien herum gebaut wurden, Innenhöfe, von denen sich Haupträume öffneten, mit umschlossenen Gärten und privater Wasserversorgung[11]; andere Bereiche des Anwesens boten Sitzgelegenheiten im Innen- und Außenbereich mit Fresken, die Freizeitlandschaften und Gärten darstellen.[9]

Die Qualität der Architektur und der Dekoration deuten darauf hin, dass das Anwesen für reichere und sozial höherstehende Kunden gedacht war. Darauf lässt auch der wahrscheinlich aus der Zeit unmittelbar vor der Zerstörung 79 n. Chr. stammende antike Werbetext[6], der 1756 rechts neben dem Haupteingang[12] zur Therme an der Via dell’Abbondanza entdeckt wurde und sich heute im Museum von Neapel befindet, schließen:

In praedi(i)s Iuliae Sp(uri) f(iliae) Felicis / locantur / balneum Venerium et nongentum tabernae pergulae / cenacula ex Idibus Aug(ustis) primis in Idus Aug(ustas) sextas annos continuos quinque / s(i) q(uis) d(esiderabit) l(ocatricem) e(o) n(omine) c(onvenito?)
Elegante Räumlichkeiten mit Thermen für anspruchsvolle Kunden, tabernae, Zwischengeschosswohnungen [pergulae] und Wohnungen im Obergeschoss [cenacula] auf der Grundlage eines Fünfjahresvertrags[13] (werden ab dem 13. August auf dem Anwesen der Julia Felix, Tochter des Spurius, vermietet). 

Innenraum-Ausstattung

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Triclinium mit Wasserfall
Vom Anwesen der Julia Felix: Wandbemalung, Stillleben, Landschaft, ein Satyr mit Mänade
Stillleben mit gläserner Obstschale und Gefäßen

Die Wände im Haus von Julia Felix waren fast vollständig mit Fresken bedeckt. Sie zeigten auch kleine Kaufleute und den Lebensstil der pompejanischen Bürger im Alltag auf dem Forum.[14] Das Tablinum mit Blick auf den großen Garten im Osten und mit seinen besonders schönen Gemälden muss spektakulär gewesen sein.

Das Sommer-Triclinium und die Bäder gehörten zu den extravagantesten Bereichen des von Mietern genutzten Hauses. Der Speisesaal war elegant und einladend und bot einen Blick auf die Gärten mit kleinen Pools und Wasserfällen, er ähnelte dem der wohlhabendsten Bürger Pompejis, die Villen auf dem Land und an der Küste besaßen.[15]

Die voll ausgestatteten und eleganten Bäder waren nur für angesehene Bürger Pompejis bestimmt.[14] Sie wurden vermutlich gut genutzt, da die meisten öffentlichen Bäder in Pompeji nach den Schäden, die das Erdbeben im Jahr 62 n. Chr. verursachte, wegen Reparaturarbeiten geschlossen waren. Im großen Garten auf der Rückseite standen Obstbäume in großen Quadraten, die von niedrigen Holzzäunen umgeben waren.

Die früheste bekannte Ausgrabung wurde 1755[16][17] im Auftrag des Königs von Neapel unter der Leitung von Roque Joaquín de Alcubierre und seinem Assistenten Karl Jakob Weber[3] durchgeführt und war im Wesentlichen eine Schatzsuche, die sich auf das Aufspüren wertvoller Gegenstände und Gemälde für die Sammlung der Bourbonen im Königspalast von Portici konzentrierte. Anschließend wurde die Grabung wieder geschlossen.[18] Weber hatte einen Plan der Gebäude gezeichnet und vermerkt, wo Gegenstände oder Gemälde entfernt worden waren.

Mary Beard beschreibt die Folgen der Ausgrabung so: „Ein großer Raum in dieser Anlage (ein Innenhof oder Atrium von etwas mehr als 9 x 6 m) war in 2,5 m Höhe mit einem Fries geschmückt, auf dem der Maler anscheinend Szenen vom Leben auf dem pompejanischen Forum zeigen wollte. Der Fries wurde von Ausgräbern des 18. Jahrhunderts entdeckt, die elf Meter von ihm in kleinen Bruchstücken ins Museum brachten und nur ein paar Fragmente an der Wand zurückließen. Was mit dem Rest geschah und wie groß der Fries überhaupt war (es ist nur eine Vermutung, dass er sich einst um den gesamten Raum gezogen hat), entzieht sich unserer Kenntnis. Aber mit einiger Sicherheit fielen große Teile den damaligen groben Ausgrabungstechniken zum Opfer.“[5]

Bei einer weiteren Ausgrabung in den Jahren 1912 bis 1935 wurden ein Schrein und die Fassade des Gebäudes an der zur Via dell’Abbondaza gerichteten Seite freigelegt.

Zwischen 1998 und 1999 wurden einige der wichtigsten Entdeckungen gemacht; ein Nymphäum oder eine Nymphengrotte mit Wassertreppenbrunnen und Triklinium war eine Modifikation nach dem Erdbeben von 62 n. Chr.

Galerie mit den Alltagsszenen vom Forum Pompeianum

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Julia Felix wurde in Eugen Ruges politischer Parabel Pompeji[19], bei der Ruge von Jens-Arne Dickmann beraten wurde, zu einer Romanfigur. Iulia Felix tritt hier als reiche Immobilien-Besitzerin auf, die im Osten der Stadt ein Immobilienimperium errichten konnte.

  • August Chambalu: Die wiederverschüttete Besitzung der Julia Felix beim Amphitheater im Pompeji. In: Festschrift der dreiundvierzigsten Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner dargeboten von den höheren Lehranstalten Kölns, Köln 1895. Digitalisat.
  • S.C. Nappo: Fregio dipinto dal ›praedium‹ di Giulia Felice con rappresentazione del foro di Pompei. In: Rivista di Studi Pompeiani 3 (1989), S. 79–96. Digitalisat.
  • Riccardo Olivito: Il Foro nell’atrio. Immagini di architetture, scene di vita e di mercato nel fregio dai Praedia di Iulia Felix (Pompei, II, 4, 3). Bibliotheca Archaeologica, Band 31. Verlag Edipuglia, Bari 2013.
  • Eve D’Ambra: Chapter 5 Real Estate for Profit: Julia Felix’s Property and the Forum Frieze. In: Women’s Lives, Women’s Voices: Roman Material Culture and Female Agency in the Bay of Naples (herausgegeben von Brenda Longfellow, Molly Swetnam-Burland). University of Texas Press, New York 2021, S. 85–106, doi:10.7560/323588-007.

Einzelnachweise

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  1. II.4.3 Pompeii. House of Julia Felix or Complesso di Giulia Felice or Praedia di Giulia Felice. In: Pompeii in Pictures. Abgerufen am 12. April 2022.
  2. House of Julia Felix - AD79eruption. Archiviert vom Original am 4. Februar 2022; abgerufen am 12. September 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sites.google.com
  3. a b John Dobbins, Pedar Foss: The World of Pompeii. Hrsg.: Routledge: Taylor and Francis Group. New York 2007, S. 358 (englisch).
  4. Felix Pirson: Mietwohnungen in Pompeji und Herculaneum. academia.eu, 1999, abgerufen am 13. März 2024.
  5. a b Mary Beard: Pompeji: Leben in einer römischen Stadt. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-10-490470-2, S. 103.
  6. a b CIL 4, 1136
  7. Dobbins, John; Foss, Pedar: The World of Pompeii. Routledge: Taylor and Francis Group., New York 2007, S. 237.
  8. Eve D’Ambra: Chapter 5 Real Estate for Profit: Julia Felix’s Property and the Forum Frieze. In: Women’s Lives, Women’s Voices: Roman Material Culture and Female Agency in the Bay of Naples (herausgegeben von Brenda Longfellow, Molly Swetnam-Burland). University of Texas Press, New York 2021, S. 89, doi:10.7560/323588-007 siehe die Abwägungen bei Eve d‘Ambra.
  9. a b c Eve D'Ambra: "Women in the Bay of Naples." A Companion to Women in the Ancient World. Hrsg.: Blackwell Publishing Ltd. Chichester 2012, S. 406–408 (englisch).
  10. Christine Schenk: Crispina and Her Sisters: Women and Authority in Early Christianity. Hrsg.: Fortress press. Minneapolis (Minn.) 2017, ISBN 978-1-5064-1188-0, S. 20 (englisch).
  11. Andrew Drummond: The World of the Romans. Hrsg.: Oxford University Press. New York 1993, S. 132 (englisch).
  12. Jackie, Bob Dunn: Pompeii in Pictures. 2023, abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
  13. Mary Beard: Pompeji: Leben in einer römischen Stadt. Fischer, Frankfurt am Main 2017, ISBN 978-3-10-490470-2, S. 103,153 (Übersetzung bei Beard.).
  14. a b Alex Butterworth, Ray Laurence: Pompeii: The Living City. Hrsg.: Weidenfeld & Nicolson. London 2005, S. 276 (englisch).
  15. Alison E. Cooley, M. G. L. Cooley: Pompeii: A Sourcebook. Hrsg.: Routledge: Taylor & Francis Group. New York 2004, S. 171 (englisch).
  16. August Chambalu: Die wiederverschüttete Besitzung der Julia Felix beim Amphitheater im Pompeji. In: Festschrift der dreiundvierzigsten Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner dargeboten von den höheren Lehranstalten Kölns, Köln 1895, S. 6
  17. C. C. Parslow: Additional Documents Illustrating the Bourbon Excavations of the “Praedia Iuliae Felicis” in Pompeii. In: Rivista Di Studi Pompeiani 7 (1995), S. 115–132 (englisch) (Digitalisat).
  18. Eve D’Ambra: Chapter 5 Real Estate for Profit: Julia Felix’s Property and the Forum Frieze. In: Women’s Lives, Women’s Voices: Roman Material Culture and Female Agency in the Bay of Naples (herausgegeben von Brenda Longfellow, Molly Swetnam-Burland). University of Texas Press, New York 2021, S. 85, doi:10.7560/323588-007.
  19. Eugen Ruge: Pompeji. dtv, München 2023, ISBN 978-3-423-28332-8, S. 140, 146, 259, 275, 303–305, 321 f.

Koordinaten: 40° 45′ 6,7″ N, 14° 29′ 35,8″ O